Im Juni 2005 bat ich Dr. med. Kai Günsche um die Beantwortung einiger Fragen per E-Mail zum Thema Lunatummalazie. Diese beantwortete er mir damals im Nu schriftlich und händigte seine Ausarbeitung bei einem Nachsorgetermin in 2005 aus.
Hier sind die Ergebnisse, zu dessen Veröffentlichung Dr. Günsche 2013/14 nach erneuter Anfrage bestätigte, dass sie noch immer Ihre Gültigkeit besitzen:
Der kausale Startpunkt für die Entwicklung einer avaskulären Nekrose des Mondbeines ist bis heute nicht bekannt:
Folgende Faktoren werden heutzutage als prädisponierende Faktoren angenommen:
Bereits Kienböck (LN auch bekannt als Kienböcks desease) hat 1910 auf eine mögliche Schädigung der ernährenden Gefäße des Mondbeines hingewiesen. Da bevorzugt die dominante Extremität geschädigt ist, werden immer wiederkehrende Verletzungen als Verschlussursache der kleinen Gefäße angenommen. Hierauf fußt auch die Anerkennung der LN als Berufskrankheit z. B. bei Patienten, die mehr als 3 Jahre mit stark vibrierenden Maschinen gearbeitet haben.
Stahl hat 1947 ein einmaliges Handgelenkstrauma mit Fraktur des Lunatums als Auslöser der LN angenommen; diese Theorie wird aber heutzutage von den meisten Autoren abgelehnt, da die Fraktur vielmehr als Sekundärphänomen im natürlichen Verlauf der LN auftritt.
Zusätzlich konnte in einer Studie von Mirabello und Mitarbeiters 1987 zwar in 40% ein Trauma eruiert, jedoch in keinem Falle eine Lunatumfraktur als Ursache einer LN gestgestellt werden.
Letztendlich werden in letzter Zeit ähnlich wie bei der Entstehung der Fermurkopfnekrose als mögliche Ursache venöse Abflussstörungen diskutiert (Schiltenwolf 1996). Intraossäre Druckmessungen ergaben hier signifikante Unterschiede, insbesondere in Streckstellung des Handgelenkes.
Therapeutische Konsequenz hat die Beobachtung von Hulton 1928, der die Lunatumnekrose gehäuft im Zusmmenhang mit einer Ulnaminusvariante gefunden hat, nämlich in 62 - 78 % aller Fälle.
Durch die unzureichende ulo-lunä,re Kraftübertragung wird das Mondbein im radiolunären Kompartiment einer vermehrten axialen Last ausgesetzt. Des weiteren ist bekannt, dass Unaminusvarianten gehäuft mit einer Dreicksfehlform des Mondbeines einhergehen (Amadio/Taleisnik 1993) Aufgrund dieser Fehlform mit verminderter Kontaktfläche zum Radius und der Trabekelanordnung soll diese Form vermehrt zur Nekrose neigen.
Bezüglich einer "Vererbbarkeit" der LN liegen keine Kenntnisse vor. Genauso verhält es sich bei manuell tätigen Patienten, bei denen nicht die oben beschriebenen Vibrationstraumata vorliegen, es sei denn, dass der o. a. Niveauunterschied mit Ulnaminusvariante vorliegt.
Umwelteinflüsse scheinen keinen wegweisenden Einfluß auf die Entstehung der LN zu nehmen, wenn man die nagative Auswirkung des Nikotins auf das Gesamtgefäßsystem einmal ausnimmt.
Ein Vergleich der LN mit der Osteoporose ist nicht möglich, hier handelt es sich um vollkommen unterschiedliche Krankheitsbilder, wenn auch bisweilen mit ähnlicher Symptomausprägung (Schmerz, Bewegungseinschränkung) Ähnliches gilt auch für die Sympathische Reflexdystrophie - früher als Morbus Sudek bekannt - hier gibt es auch keine Vergleichbarkeit.
Die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) hat für die LN eine Leitlinie in einer Konsensusfindung unter der Koordination von Frau Prof. Dr. med. Margot C. Wüstner Hoffmann aus Ulm verabschiedet, die ich Ihnen bereits bei Ihrem letzen Vorstellungstermin in Kopie ausgehändigt habe.
Bezüglich der Stelln- und Berufswahl sollten sicherlich solche Berufe ausgespart bleiben, die eine starke Belastung des radialen Handgelenkes darstellen, bzw. mit starken Vibrationen im Handgelenk einhergehen. Sinnvoll vor der Berufswahl ist sicherlich ein "berufsfindendes Praktikum".
Einen "guten" Handchirurgen als Patient zu erkennen, ist nicht leicht.
Einige Dinge sollten jedoch erfüllt sein:
Auch wir schauen als Patienten genauer hin...