Alles begann im Jahre 2014, ca. 6 Monate nach der Geburt meines zweiten Sohnes.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, da mein Sohn gerade zu krabbeln begann und ich überall hinterher krabbelte.
Ich kann mich noch sehr gut an einen verregneten morgen zurückerinnern, da saß ich im Kinderzimmer auf dem Boden und stützte mich mit beiden Händen zum aufstehen auf dem Boden ab und mich durchfuhr so ein stechender Schmerz aus dem Handgelenk heraus bis in den Ellenbogen.
Es verging so die Zeit, so ca. 8 Wochen bis zu meinem ersten Arztbesuch, da die Schmerzen einfach nicht vergehen wollten. Bei diesem Arztbesuch wurde nichts weiter unternommen und ich ging mit Schmerztabletten und der Diagnose "Kleinkind" wieder nach Hause.
Die Abwechslung mit Kindern ließ so alles ein wenig an Schmerz vergessen und schnell habe ich mich dann auch noch an den Schmerz gewöhnt.
Noch im selben Jahr es muss September gewesen sein, hielt ich es am Morgen vor Schmerz dann doch nicht mehr aus und fuhr somit mit meinem Mann, es war ein Sonntag, in die 5 km entfernte Klinik.
Dort angekommen schickte mich der diensthabende Arzt gleich ins Röntgen.
Als er die Bilder dann vor sich hatte, sagte er minutenlang kein Wort. Stellte den Hintergrund heller und dunkler und drehte die Bilder hin und her.
Irgendwann fragte ich den Arzt ob er nur vielleicht mitteilen könnte was denn sei und er meinte kurz und knapp "Man könnte sich einbilden das da vielleicht was ist, ja, aber eher denke ich es ist eine Sehnenscheidenentzündung. Das haben Frauen mit kleinen Kindern öfter." (Ich kann mich an die Aussage nur allzu gut erinnern).
Der Arzt ließ dann seine Krankenschwester einen dicken Voltarenverband anbringen und drückte mir 3 Ibubrofen in die Hand.
Mit den Ergebnissen aus der Klinik ging ich nach weiteren Tagen voller Schmerz erneut zu meinem Hausarzt und der meinte dann, ich soll mir eine Bandage zulegen, die die Bewegung im Handgelenk nicht mehr ermöglicht.
Als ich diese Bandage hatte, war ich der glücklichste Mensch auf Erden da die Schmerzen endlich weg waren.
So ging es zumindest bis Juni 2015. Im Juni 2015, aus der Babypause zurück in einen neuen Job, den Arbeitsvertrag in der Hand, auch noch unbefristet, was gab es schöneres. Meine neue Arbeitsstelle war dir Ökumenische ambulante Altenpflege, ich liebte meinen Job von ganzen Herzen, meine Schützlinge in meiner Tour waren zufrieden mit mir und ich gab mein Bestes.
Oft konnte ich während meiner Arbeit nicht mit Bandage arbeiten, habe daher immer im Wechsel mit und ohne gearbeitet. Die Schichtarbeit und das ganze Drumherum ließ über Monate hinweg den Schmerz so ein wenig verdrängen, da auch sehr viele tolle Erlebnisse und Geschehnisse für reichlich Abwechslung sorgten.
Z.B. der Hauskauf mit meinem Mann, ein Traum der in Erfüllung ging, meine Familie in den eigenen vier Wänden, das war mega super und gab mir nochmal richtig Aufschwung in allem.
Gegen Ende des Jahres 2015 ließ dann meine Kraft immer mehr nach, die Hand war dauerhaft dick und schmerzte unerbittlich. Ich war nur noch damit beschäftigt, Schmerztabletten zu Essen und zu weinen, der Schmerz hat einfach nicht mehr aufhören wollen.
Ich kann mich daran erinnern, das ich am Silvesterabend mit meinen Kindern auf der Couch saß und wir ein Spiel spielten. Mein großer Sohn gewann das Spiel und sprang wie wild auf dem Sofa umher und ich wollte ihn davor beschützen hinunter zu fallen. Also streckte ich meine beiden Arme nach ihm aus und er stolperte noch kurz vorher über seine eigene Füße und flog ungebremst gegen die schmerzende linke Hand, diese knackte wie verrückt, es tat mächtig weh und alles was mir noch übrig blieb war ein dicker Schrei.
Ich hatte am nächsten Morgen Dienst den ich nur heulend erledigt habe, sowie die darauf folgenden Tage auch.
Am 08.01.2016 dann mein Zusammenbruch, ich konnte einfach nicht mehr, keine Kraft, kein Gefühl und keine Geduld mehr das alles zu ertragen.
Noch am selben Tag verordnete mir mein neuer Hausarzt Cortison für drei Tage, das wie gegen meine Erwartungen nichts brachte. Schnell stand fest das da was anderes der Auslöser sein muss und somit konnte ich am 11.01.2016 zum Röntgen.
Das anschließende Gespräch mit dem Radiologen ergab dann Lunatummalazie Stadium 3b mit Frakturen der umliegenden Handwurzelknochen und angeknackster Speiche sowie Weichteileschwellung und und und. Noch am selben Tag wurde ich durch das CT gejagt und am 13.01.2016 durch das MRT.
Mein Hausarzt schrieb mich bis auf weiteres erst einmal krank.
Ich habe ein paar Tage gebraucht um mich zu sammeln und mir klar zu werden welche Klinik ich aufsuchen werde für ein Gespräch bei einem Handchirurgen.
Am 20.02.2016 fand dann endlich das so sehr ersehnte Arztgespräch in der Handchirurgie Kulmbach statt. Klingt vielleicht komisch, aber ich hatte mit Betreten der Klinik ein sehr gutes Gefühl und wenig Angst da der Arzt mit Vornamen so heißt wie mein Sohn, Marian. Das nur am Rande. Ich musste nicht sehr lange auf den Arzt warten, als ich Ihm dann gegenüber saß, er mich nach Schmerzen und Beweglichkeit des Handgelenks fragte, schließlich Er selbst die Beweglichkeit des Handgelenks testete, sah man schon in seinem Gesicht das dass wohl was größeres wird.
Gemeinsam mit meinem Mann der mich an diesem Tag begleiten konnte, sahen wir uns die Aufnahmen des MRT zusammen an. Wirklich kompetent und mit jede Menge Einfühlungsvermögen und vor allem Zeit, erklärte mir Herr Dr. Marian Meier die verschiedenen zur Verfügung stehenden OP Methoden. Ich hatte gleich mehrere Methoden zur Auswahl und stimmte schließlich ein, wenn alles nicht so funktioniert wie es sein sollte, das eine Komplettversteifung durchgeführt wird im Falle eines Falles.
Am 11.04.2016 war es dann endlich soweit mit meinem OP Termin. Ich kann mich daran noch erinnern, dass ich gegen 11 Uhr in den OP gefahren wurde und gegen 15.30 Uhr wieder wach wurde. Dr. Meier wollte mir eine Vollversteifung ersparen und versuchte somit eine PRC durchzuführen, jedoch passten die gesamten Puzzleteile einfach nicht mehr aufeinander. Somit wachte ich mit versteifter Hand auf. Im Aufwachraum besuchte mich auch kurze Zeit später der Handchirurg. Ich fragte Ihn total verdattert wie das Ergebnis ist und er entschuldigte sich und sagte das es eine Vollversteifung sei. Noch im Aufwachraum kullerten bei mir die Tränen.
Nach drei Tagen Klinikaufenthalt und halbwegs erträglichen Schmerzen ging es nach Hause.
Zur Nachbehandlung kann ich nicht viel neues Sagen KG in Massen und natürlich vorher 6 Wochen Ruhigstellung.
Meine Entscheidung zur Vollversteifung war nach über zwei Jahren Schmerzen die beste Entscheidung, ich war frei von jeglichem Schmerz.
Am 12.02.2018 wurde dann die Platte und die neuen Schrauben entfernt, seither bin ich zwar Wetterfühliger geworden, aber dennoch froh über meine Entscheidung.
Ich hoffe der Text ist nicht zu lang, es tat so gut alles im Detail nochmal zu erzählen. Es fühlt sich jetzt fast ein wenig so an als wenn man die letzte Seite eines Buches geschrieben hat und nun fertig mit seiner Geschichte ist...
Liebe Grüße, Franziska